#frontend #spirit #webentwicklung

Erfahrungsbericht Tech-Bootcamp

Um mich einmal kurz vorzustellen: Ich bin Flo (Schubert) und entwickle seit nun einem guten Jahr im Frontend bei sum.cumo. Ursprünglich habe ich einmal Japanologie studiert, dann bei einem großen deutschen Automobilzulieferer in Tokyo, einer kleinen Agentur und dem DAAD gearbeitet. Mal als Praktikant, mal als Kommunikationsberater und mal als Redakteur.

Von Japanologie…

Ich bin ein Kind der 90er Jahre und wollte früher mal „was mit Medien“ machen, wie viele in meiner Generation. Weil Heidelberg, wo ich herstamme, damals nicht "in" war, und es in Hamburg Medien gab, zog es mich für das Studium in den hohen Norden. Es zog mich sogar noch weiter! Ostasien, insbesondere Japan, und im Allgemeinen Gesellschaften fand ich schon immer spannend, deswegen habe ich dann beschlossen, Japanologie zu studieren. Wer davon noch nichts gehört hat, ist nicht alleine. In Hamburg hatten wir pro Semester selten mehr als 100 neue Studierende. Trotz oder gerade wegen dem Status als Orchideenfach kann ich heute klar sagen: Das würde ich genauso wieder tun!

Nach einem Praktikum in Tokyo entdeckte ich Unternehmenskommunikation für mich, nach anderthalb Jahren entdeckte ich dann, dass die PR und insbesondere Agenturen doch nichts für mich sind.

Nach zwei Jahren in der Branche steht man dann da und fragt sich: Was nun?

…zum "Computer-Typ"

Computer haben mich schon immer begleitet. Mein erster PC lief auf Windows 95, und unser Haushalt war einer der ersten, durch den eines dieser langen Telefonkabeltrommeln lief. Internet fand ich faszinierend, Mathe leider nicht so, daher blieb es bei Frontpage-Seiten mit coolen JavaScript-Snippets, ein Informatikstudium war aber nichts für mich. In Japan ebenso wie in meiner Agentur wurde ich aber schnell der „Computer-Typ“ und als ich dann Mitte 2018 überlegte, ob ich nun im kalten Wasser meines Flusses stehen bleibe, oder einfach mal schauen sollte, wohin die Strömung mich treibt, entschied ich mich für die Strömung.

Das Hamburger Web-Development Bootcamp „neue fische“ passte da nicht nur bildlich gut in meine Lage.

Das Internet ist hungrig geworden. Während sich am Anfang noch Nerds unter sich austauschen, gibt es heute Milliarden Websites und -apps. Frontpagekenntnisse reichen da schon lange nicht mehr und mit dem Einzug immer leistungsstärkerer Computer bewegten sich Logiken weg von Serverfarmen in der Wüste in den eigenen Browser.

Den Code hierfür muss jemand schreiben und das sind meist Menschen die JavaScript beherrschten. In den USA entwickelten sich erste Bootcamps, die Menschen mit den unterschiedlichsten Hintergründen Grundkenntnisse in der Web-Entwicklung beibringen wollten.

Einer der ersten deutschen Anbieter waren die neuen Fische, die glücklicherweise gleich noch hier in Hamburg waren.

Die ersten werden sich jetzt fragen: Kann man sich eine Programmiersprache in drei Monaten aneignen und dann damit arbeiten? Und wie funktioniert so ein Bootcamp überhaupt? Und… ist das eigentlich was für jeden?

Vor der Theorie die Praxis - Einblicke ins Bootcamp

Die Antwort auf alle drei Fragen ist klar: Jein.

Ich bin der Meinung Web-Development ist am Ende ein Handwerk. Nur das wir im Gegensatz zum Tischler nun keine Stühle zusammenbauen, sondern Websites oder Apps. Es ist definitiv nützlich zu wissen, welche Hölzer welche Eigenschaften haben, elementar ist aber zu wissen, wie ich einen Stuhl baue, der nicht gleich zusammenbricht wenn ihn jemand böse ansieht. Hier setzten die neuen Fische an.

Unser Coach Jerry hat in seinem Leben schon die ein oder andere Firma und Digitalagentur von innen gesehen und in unseren Unterrichtsblöcken geht es nun nicht darum, was genau prototypes sind oder welche Eigenschaften eine typenbasierte Sprache so mit sich bringt. Es geht darum, uns ein Set an Werkzeugen an die Hand zu geben, mit denen wir, etwas Kreativität vorausgesetzt, Probleme lösen, die uns im Berufsalltag begegnen. Wie zentriere ich Elemente auf einer Website, was ist eigentlich dieses Mobile-First und wie drehe ich die Reihenfolge innerhalb eines Arrays um, sind da spannendere Fragen als komplizierte Prozessgrafiken erdenken.

Als Japanologe kommt mir das bekannt vor: Am Ende lerne ich hier eine neue Sprache. Zu wissen, wie sie grammatikalisch funktioniert ist wichtig, noch wichtiger ist aber, mit ihr umgehen zu können, und das ausdrücken zu können was man möchte. Außerdem lernt man Dinge, die man von zuhause kennt: „hinter sich aufräumen“ steht zum Beispiel hoch im Kurs. Am Ende ist der zentrale Bestandteil sicherlich: Learning by doing. Fast jeden Tag gibt es eine neue Aufgabe, die wir zunächst einmal selbstständig lösen sollen. Hier lernt man schnell, dass es die eine perfekte Lösung nicht gibt. Vor allem aber lernen wir, mit den Ressourcen die wir in der Welt des Internets finden umzugehen: Dokumentationen lesen, einfach mal etwas ausprobieren. Am Ende gibt es dann Feedback von Jerry. Denn auch das ist eine Lektion: Lernen, Code zu schreiben, geht recht schnell. Sauberen, lesbaren Code zu schreiben dagegen, erfordert Übung, Feedback und Code-Reviews.

Am Ende der Reise steht dann eine eigene kleine App mit der vor skeptischer Kundschaft demonstriert werden kann, was man so alles gelernt hat.

Ich habe einen Postkartengenerator gebaut. Anhand der Exif-Daten eines Bildes liest die App den Ort aus, und bestimmt das Wetter am jeweiligen Tag, dann noch zwei drei Sätze, und man hat sein digitales Reisetagebuch. Darauf war ich dann schon ziemlich stolz, wusste ich drei Monate vorher ja noch nicht einmal, dass hotpink eine Farbe ist, und CSS keine Dreiecke kennt.

Die Suche nach der passenden Firma

Es gibt ja solche und solche. Das durfte ich während meiner Bewerbungtour durch die Hansestadt und Umgebung auch erleben. Vor allem die EDV-Dienstleister lassen einen als Quereinsteiger schnell abblitzen mangels Studium oder Ausbildung. Andere wiederum wollen dich gleich für Java begeistern, denn das sei ja praktisch JavaScript, nur halt ohne das Script am Ende, also ja noch einfacher. Wann könnte ich anfangen? Dann gibt es da noch die britischen Headhunter. Sie versprechen Jahresgehälter, von denen die Banker in der City of London träumen, rufen dann aber doch nie zurück.

Am Anfang war da viel Skepsis. Bei einigen Vorstellungsgesprächen habe ich schon erlebt, wie alteingestandene Informatiker sehr argwöhnisch auf Leute wie mich reagiert haben. Da kommt dann so ein Typ dahergelaufen, auch noch studierter Geisteswissenschaftler, hat drei Monate ein bisschen JavaScript gelernt und denkt jetzt, er könnte meinen Job machen.

Dann bin ich zum Glück auf sum.cumo gestoßen.

Pioniergeist bei sum.cumo

„Wow", war mit so das Erste, was ich mir dachte, als ich hier angefangen habe. Mein Abschlussprojekt war in React, hatte drei Komponenten und ein State-Management, das um seinetwillen existierte. An meinem ersten Tag sitze ich vor meinem neuen MacBook und habe 150 Komponenten vor mir mit verschiedenen Stores, in einem anderen Framework. Und dann ist da noch Git. Das habe ich zwar auch alles gelernt, aber in seinem eigenen kleinen Projekt sind Branches jetzt erstmal nicht kriegsentscheidend und notfalls geht immer Force-push auf Master. Man selbst ist der einzige den das wirklich interessiert.

Das ist jetzt anders und so viel Nervosität beim ersten commit oder beim ersten Merge Request auch dabei ist, am Ende ist man unglaublich stolz, wenn die eigene Änderung dann live ist. Mein erster Merge Request war die Korrektur eines Rechtschreibfehlers. Jeder fängt mal irgendwo an.

Eines der ersten Dinge, die ich hier lernte: Am Ende kocht jede:r Entwickler:innen auch nur mit Wasser. Da muss dann auch jemand, der schon seit zehn Jahren im Business ist, auf mdn eine Syntax nachschlagen, oder einfach Google bemühen. Ein anderer Kollege sagte mir anfangs immer wieder: „Wir sind keine Ärzte. Wenn wir einen Fehler machen, stirbt niemand“. Was mir schnell aufgefallen ist: Pioniergeist. Dementsprechend mutig und aufgeschlossen ist man hier Neuem und Neuen gegenüber.

Gerade über die ersten Monate hat diese Wertschätzung viel geholfen. Denn während Kollegen komplexe Antragsstrecken konzipieren, saß ich dort und habe mich mit kleineren Dingen beschäftigt. Meiner Meinung nach. Denn inzwischen kann ich auf diese Zeit zurückblicken und sagen: jeder muss mit seiner Code-Basis erst einmal vertraut werden. Hier helfen vor allem Pairings. Mit Entwickler:innen, die schon länger auf dem Projekt sind, zu entwicklen, ist vielleicht der beste Tipp den ich jungen Absolventen:innen geben kann. Man lernt auf diese Art und Weise unterschiedliche Herangehensweisen an Probleme kennen, kann diese entweder übernehmen oder abwandeln.

Web-Entwicklung als Teamsport

Nach etwa einem halben Jahr kommt dann immer mehr Sicherheit. Man kennt sich langsam aus in seinem Projekt, weiß welche Komponente man bei welchem Feature wohl anfassen muss und wo ihre Tücken liegen.

Diese Erkenntnisse erlangt man nicht alleine. Ich habe schnell gelernt, das Web-Entwicklung ein Teamsport ist: Jede:r kann von den Stärken der anderen profitieren, denn hier geht es nicht um Selbstdarstellung sondern darum, am Ende ein gutes Produkt oder ein gutes Feature zu liefern.

Inzwischen habe ich schon so viele Kolleg:innen kennengelernt, die aus den unterschiedlichsten Ecken kommen. Einige sind gestandene Entwickler:innen, einige haben, wie ich, vorher etwas ganz anderes gemacht. Gerade deswegen hat jede:r hier seinen ganz eigenen Blick auf die Dinge und kann bewusst oder auch unbewusst den Horizont seines Gegenübers erweitern. Das kann durch ein lockeres Gespräch auf dem Flur sein oder durch eine kritische Code-Review.

Niemand bei uns ist wirklich einfach nur Entwickler.:in. Wir sind alle Detektive, Ingenieure, Statiker, Designer und Philosophe in Personalunion. Das macht diesen Job so spannend. Dann geht es auch nicht darum, überall perfekt zu sein. Denn nach einem Jahr erkennt man langsam, ob man vielleicht eher Detektiv oder Statiker ist und dann weiß man auch, wen man vielleicht am besten fragt, wenn das nächste Problem um die Ecke kommt.

Du hast auch Lust, Teil unserer Crew zu werden und das Frontend-Team zu erweitern? Dann schau doch mal hier vorbei. Falls in den Stellenausschreibungen nichts dabei war, kannst du uns natürlich auch einfach eine Initiativbewerbung zukommen lassen.